Armut ist keine Randerscheinung
Nach den Kriterien der Europäischen Union gilt als armutsgefährdet, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der gesamten Bevölkerung zur Verfügung hat. Diese "Armutsrisikoschwelle" lag im Jahr 2009 für einen Alleinstehenden bei 940 Euro monatlich, für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren bei 1.974 Euro. Im Jahr 2009 lagen 15,6 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland unter dieser Schwelle. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor.
Die Probleme häufen sich
Besonders häufig von Armut bedroht sind Langzeitarbeitslose. Sieben von zehn tauchen in der Armutsstatistik auf. Auch die Zunahme schlecht bezahlter Jobs im Niedriglohnbereich führen immer mehr Menschen in Armut. Bei Alleinerziehenden mit Kindern bis drei Jahren liegt das Armutsrisiko über 50 Prozent. Bei Menschen mit niedriger Schulbildung und ohne berufliche Ausbildung lebt jeder vierte an oder unter der Armutsgrenze.
Hinter diesen Zahlen verbergen sich viele Einzelschicksale. Ohne staatliche Unterstützung geht bei diesen Menschen wenig bis gar nichts. Oft müssen sie gleichzeitig mit mehreren Problemen fertig werden: Arbeitslosigkeit, der Verlust der Wohnung, Sucht, Straffälligkeit und gesundheitliche Einschränkungen. Das Risiko extremer Armut steigt, wenn die Betroffenen nicht bereit oder nicht in der Lage sind, das soziale Hilfesystem in Anspruch zu nehmen. Sie leben in allen Bereichen des Lebens weit unter dem Standard und können sich nicht aus eigener Kraft aus dieser Lebenslage befreien.
Schlechte Startchancen für arme Kinder
Von Armut betroffen oder bedroht sind auch viele Kinder und Jugendliche. Ohne eine frühzeitige Unterstützung gehören sie zu den Verlierern der Gesellschaft. Armut grenzt ihre Spielräume massiv ein und ist Ursache für Unterversorgungen - mit Folgen für ihre Entwicklung, ihre Bildung und ihre Gesundheit. Ohnmacht und Ausgrenzung erleben diese Kinder jeden Tag. Eine Erfahrung, die prägt - ein Leben lang.