München. Als ermutigend, wegweisend und zugleich „als eine
hohe Herausforderung an unsere tägliche Arbeit“ hat der bayerische
Landes-Caritasdirektor Prälat Karl-Heinz Zerrle die Enzyklika „Deus caritas
est“ von Papst Benedikt XVI. bezeichnet, die am 25. Januar 2006 im Vatikan
veröffentlicht wurde. Der Papst mache deutlich, dass Caritas der Name Gottes
sei. Caritas, der Dienst am Nächsten aus christlicher Verantwortung, gehöre zum
Wesen des Christentums. Sie gründe im Heilshandeln Gottes, dessen Wesen die
Liebe ist.
Die Caritas der Kirche habe ihre Motivation und ihre Wurzeln
in der Liebe Gottes. Sie sei Antwort auf Gottes Liebe. Prälat Zerrle: „Es steht
also nicht im Belieben des einzelnen Christen, ob er sich um seinen Nächsten,
insbesondere um seinen Nächsten in Not kümmert oder nicht. Es steht auch nicht
im Belieben der Kirche und ihrer Pfarrgemeinden, ob sie sich der Menschen in
Not annehmen oder nicht. Kirche ist Caritas, und Caritas ist Kirche. Der
caritative Dienst ist keine zufällige Sozialleistung der Kirche, sondern gehört
wie die Verkündigung des Glaubens und der Dienst an den Sakramenten zum Wesen
der Kirche. Der Papst macht deutlich, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Caritas über die berufliche Kompetenz hinaus die ´Zuwendung des Herzens´ brauchen,
die in der Begegnung mit Gott in Christus gründet. Menschen, die bei der
Caritas Hilfe suchen, haben einen Anspruch darauf, von Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern beraten, gepflegt und betreut zu werden, die im christlichen Sinn durch
ihr Zeugnis der Liebe und durch ihr Wort eine Antwort geben können auf die entscheidenden
Fragen des Lebens. Dies ist eine stete Herausforderung an die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, insbesondere an die Führungskräfte. Allerdings darf man nach
den Worten des Papstes niemals versuchen, ´dem anderen den Glauben der Kirche aufzudrängen´.“
(Nr. 33) Der Christ wisse, so der Papst, „wann es Zeit ist von Gott zu reden,
und wann es recht ist, von ihm zu schweigen und nur einfach die Liebe reden zu
lassen.“ (Nr. 33)
Der Papst mache darüber hinaus deutlich, dass es Aufgabe der
Politik sei, für eine gerechte Ordnung der Gesellschaft und des Staates zu
sorgen. Die Kirche dürfe „nicht den politischen Kampf an sich reißen, um die
möglichst gerechte Gesellschaft zu verwirklichen. Sie kann und darf sich nicht
an die Stelle des Staates setzen. Aber sie kann und darf im Ringen um
Gerechtigkeit auch nicht abseits bleiben.“(Nr. 28). Benedikt XVI. spreche sich
hier deutlich für das mahnende sozialpolitische Wort der Kirche aus, sagte
Prälat Zerrle.
Der Papst mache
nicht nur Aussagen zum Verhältnis von Gerechtigkeit und Nächstenliebe und zur
Aufgabe des kirchlichen Liebesdienstes. Er zeige auch den inneren Zusammenhang
von Liebe und unantastbarer Würde jedes menschlichen Lebens auf und gebe so Orientierung
für den Einzelnen und für das Leben in Ehe und Familie.