Benediktbeuern. In den
Caritas-Einrichtungen in Bayern sollen die spirituellen Angebote für die Mitarbeiter
weiter verstärkt werden. Diese Auffassung hat der Arbeitskreis „Theologen in
caritativen Einrichtungen und Verbänden“ nach einer Tagung in Benediktbeuern
vertreten. Der Leiter des Arbeitskreises Klaus Fleck (München) sagte, in der
Mehrzahl der Einrichtungen spiele die spirituelle Begleitung der Mitarbeiter
schon heute eine wichtige Rolle: „Aber angesichts der Sparzwänge als Folge des
Drucks der Kostenträger könnte eine gewachsene spirituelle Kultur in Gefahr
geraten. Diesem Druck müssen wir wiederstehen. Dazu brauchen wir auch die Hilfe
unserer Kirche.“
Fleck betonte, die Angebote der
Einrichtungsträger würden sehr gut angenommen.
Viele Mitarbeiter seien
offen für religiöse Fragen und ihre christliche Deutung. Michaela Ständer,
Mitarbeiter-Seelsorgerin im Diözesan-Caritasverbrand Augsburg berichtete: „In
manchen
Behinderteneinrichtungen können
die Mitarbeiter täglich zu einer zehnminütigen Meditation zusammenkommen. In
einem Diözesan-Caritasverband erhalten sie über den PC täglich einen Besinnungsspruch.
In vielen Einrichtungen und Verbänden wird monatlich ein Gottesdienst
angeboten. Altenheime und ambulante Sozialstationen laden die Mitarbeiter zu
einem speziellen Besinnungstag ein.“
Auch im Alltag der
Sozialarbeit und Pflege bemühe sich die Caritas nach Kräften mehr zu leisten,
als mit den Kostenträger abzurechnen sei. Fleck berichtete in Benediktbeuern,
von der Altenpflegerin einer Caritas-Sozialstation, die zur täglichen Pflege in
die Wohnung eines alten Ehepaares kam: „In der Nacht war die Frau gestorben.
Ihr Mann saß sprachlos da. Die Altenpflegerin hielt ihm einfach eine halbe
Stunde die Hand.“ Diese Geste der Menschlichkeit habe man natürlich nicht mit
der Pflegekasse abrechnen können, aber, so Fleck: „Wenn das nicht mehr möglich
ist, dann sind wir nicht mehr Caritas.“
Die Tagung
wurde vom Arbeitskreis in Zusammenarbeit mit dem Institut für Praktische
Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer in
Benediktbeuern veranstaltet. Der Leiter des Instituts, Professor Dr. Martin
Lechner sagte, man wolle in Ergänzung zu traditionellen Formen und Inhalten der
Spiritualität nach einer Spiritualität Ausschau halten, „die in besonderer
Weise die vorhandene Leidenschaft der Caritas-Mitarbeiter für das Soziale
unterstützt und entfacht.“ Einen Ansatz dazu bot die Passauer
Fundamentaltheologin Dr. Martha Zechmeister. Anknüpfend an ihre persönlichen
Erfahrungen in den Elendsvierteln Lateinamerikas sprach sie sich für eine
Spiritualität zwischen „Kampf und Kontemplation, zwischen Gebet und politischer
Aktion“ aus. Das Leiden Christi müsse mit den Leiden der Menschen in dieser
Welt verbunden werden. Dazu brauche es eine „Mystik der offenen Augen.“ Wer das
Leiden Christi nur mit Bach-Kantaten und Grünewald-Bildern meditiere, blende
das Leid der Menschen systematisch aus. Der Pastoraltheologe und Leiter des
Instituts für Caritas-Wissenschaft, Professor Dr. Isidor Baumgartner setzte bei
der Spiritualität des Gründers der Behinderteneinrichtung im schwäbischen
Ursberg, Dominikus Ringeisen an.
Ringeisen
habe von Gott in der „Tatsprache sozialen Tuns“ gesprochen, habe die Würde von
Menschen mit Behinderung direkt unter den Schutz Gottes gestellt sowie die
Fachlichkeit und die Barmherzigkeit zugleich gefördert. Unter dem heutigen von
den Kostenträgern der Behindertenhilfe verordneten Spardruck wirke seine
apodiktische Aussage „Das Beste ist gerade gut genug“ wie eine heilsame
Provokation.
Beide Ansätze hielten die in Benediktbeuern versammelten Theologen
für geeignet, die diakonische Spiritualität der Caritas-Mitarbeiter zu unterstützen.