München. „Nicht mit uns:
Politik will Familienpflege streichen. Familien muss diese Hilfe erhalten bleiben!“
Unter diesem Motto starten Caritas, Diakonisches Werk und ihre angeschlossenen
Träger der Familienpflege und Dorfhilfe eine Aktion, um die Bundesregierung
und Krankenkassen von der Notwendigkeit der Familienpflege zu überzeugen und
ihren Fortbestand zu sichern. Mit Plakaten, Unterschriftenlisten und Protestbriefen
an Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt wollen Caritas und Diakonie erreichen,
dass die Familienpflege weiter von den Krankenkassen bezahlt wird. Landes-Caritasdirektor
Prälat Karl-Heinz Zerrle vor der Presse in München: „In Wahlprogrammen und Wahlreden
steht derzeit die Familienpolitik ganz oben. Im politischen Alltag sieht es
ganz anders aus. Jüngstes Beispiel: Im Rahmen der Gesundheitsreform will die
Bundesregierung die Haushaltshilfe durch Familienpflegerinnen aus dem Leistungskatalog
der Krankenkassen streichen.“ Niemand habe bisher gesagt, wie diese Leistungen
in Zukunft finanziert werden sollten.
Einige Krankenkassen seien bereits mit schlechtem Beispiel vorangegangen, sagte
Klaus Meyer vom Diakonischen Werk Bayern. Immer öfter genehmigten sie Familienpflege
nicht. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK Bayern) hätten noch weitere Kürzungen
angekündigt. Meyer: „Bisher spielte es bisher keine Rolle, ob die verhinderte
Mutter sich in einer Klinik befindet oder ob sie zu Hause ist. Die AOK will
nun Leistungen erst ab dem vierten Tag statt wie bisher sofort übernehmen, wenn
die Mutter nicht arbeitet, sondern nur Hausfrau ist. Das ist doch weltfremd.
Wenn eine Mutter daheim krank im Bett liegt, kann sie vom ersten Tag an ihre
Kinder nicht versorgen und nicht erst ab dem vierten. Getroffen werden von dem
AOK-Plan vor allem allein erziehende und sozial schwache Mütter, die nun die
ersten drei Tage aus eigener Tasche zahlen sollen.“ Die Deutsche Angestelltenkrankenkasse
(DAK) habe die Genehmigung von Familienpflege auf 20 Wochen in drei Jahren beschränkt.
Meyer: „Das ist eine rigide Praxis, die den Familien nicht mehr gerecht wird.“
In Bayern unterhalten die Caritas, das Diakonische Werk und ihre angeschlossenen
Verbände rund 190 Familienpflegestationen und Dorfhelferinnenstationen mit 450
Mitarbeiterinnen. Sie betreuen jährlich über 5.000 Familien, deren Mutter wegen
körperlicher oder seelischer Erkrankung, Kur oder Entbindung die Kinderbetreuung
und Haushaltsführung für eine bestimmte Zeit ohne fachliche Hilfe nicht mehr
bewältigen kann.
Die in Caritas und Diakonie zusammengeschlossenen Familienpflegestationen müssen
bereits heute pro Einsatzstunde rund zehn Euro zuzahlen. Die daraus entstehenden
Defizite dürften nicht noch größer werden, sagten Zerrle und Meyer. Ohne die
freiwilligen Zuschüsse der Kirchen und der Bayerischen Staatsregierung wäre
die Familienpflege schon heute am Ende.
Pressemitteilung
Caritas und Diakonie: "Nicht mit uns: Politik will Familienpflege streichen. Familien muss diese Hilfe erhalten bleiben!"
Erschienen am:
20.06.2002
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