Landshut, 22.10.2021 - Unter dem Motto "Berufsausbildung für alle!" trafen sich in Landshut rund 70 Vertreterinnen und Vertreter der bayerischen Jugendpolitik aus Landtag, Ministerien, Bundesagentur für Arbeit und Einrichtungen, um sich über die Zukunft der Jugendberufshilfe auszutauschen. Besonders im Fokus stand dabei die Berufseinstiegsbegleitung, die Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen individuell und bedarfsorientiert unterstützt, ihren angestrebten Schulabschluss zu erreichen, einen Ausbildungsplatz zu finden und diesen über die Probezeit hinaus durchzuhalten. Hierfür hat der Freistaat zwar eine Kofinanzierung bis September 2022 zugesagt, darüber hinaus ist die Zukunft des Angebots aber offen. Jungendlichen helfe das Angebot, eine normale Erwerbsbiografie zu beginnnen. Insbesondere vor dem Hintergrund eines immer gravierender werdenden Fachkräftemangels brauche es hierfür eine langfristige Perspektive, so Axel Möller, Vorsitzender der Katholischen Jugendsozialarbeit Bayern (KJS Bayern).
"Gerade durch diesen individualisierten und nachhaltien Ansatz wird für eine schwierige Zielgruppe der Übergang von der Schule in den Beruf mit einer realistischen Berufswahl überhaupt erst möglich, unnötige Warteschleifen werden zudem nachweislich verringert. Dies dient den Jugendlichen wie auch den Unternehmen, die über viele Jahre positive Erfahrungen mit der Berufseinstiegsbegleitung gemacht haben," so Möller. In ihrem Vortrag unterstrich Ruth Enggruber, Professorin für Erziehungswissenschaft an der Hochschule Düsseldorf, die menschenrechtliche Dimension der Jugendberufshilfe: "Die Berufsausbildung muss zukünftig inklusiver gestaltet werden. Dafür braucht es ein pluralisiertes Ausbildungsplatzangebot und eine gezielte Entwicklung eines inklusiven Arbeitsmarktes, damit das Recht auf Ausbildung für alle jungen Menschen realisiert werden kann."
Landshuts stellvertretender Landrat Sebastian Hutzenthaler nahm Bezug auf seine berufliche Laufbahn im Schuldienst: "Es ist wichtig, dass eine Vermittlung auf einen Ausbildungsplatz schnell geschieht, denn jeder Jugendliche ist ein Gewinn für die Firmen und die Gesellschaft. Mittlerweile suchen Unternehmen im sich jetzt abzeichnenden Aufschwung nach Auszubildenden, auch wenn oft die Passung das Problem ist. Individuelle Unterstützung ist dafür in der Berufsorientierung ein wichtiger Baustein."
Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion verteidigte Sven Meyer-Huppmann, Referatsleiter im bayerischen Kultusministerium, das Konzept der Förderung an Berufsschulen in Vollzeit und damit den vor einigen Jahren vollzogenen Paradigmenwechsel. Damit könnten Jugendliche nahtlos an ihrer Ausbildungsfähigkeit arbeiten und Brüche vermieden werden. Andreas Holste (Sozialministerium) ließ durchklingen, dass die Angebote für Jugendliche ausgebaut und verstetigt werden könnten. Als Beispiel nannte er die Überführung der Modellförderung für Jugendwerkstätten aus Mittel des Europäischen Sozialfonds in eine verstetigte Förderung aus Landesmitteln. Bettina Fröhlich von der Regionaldirektion Bayern der BA betonte die Notwendigkeit mit den Trägern zusammenzuarbeiten, um die Angebote der Berufsförderung noch passgenauer zu gestalten und insbesondere die Bedarfe und Interessen der Jugendlichen im Blick zu haben. Allerdings sei zu prüfen, ob eine allgemeine Maßnahme ausreichend ist oder ob es individuellere Unterstützung bracht. Andreas Fedlmeier, Teamleiter bei der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen, hielt die Berufsbildungswerke auch in Zukunft für notwendig und plädierte für einen weiteren Ausbau der Inklusionsfirmen.
Kerstin Celina (Grüne) bezeichnete die Integration in den Arbeitsmarkt als großes Zukunftsthema, das Akzeptanz und Unterstützung brauche. Wichtig sei es, die Zugangsbarrieren möglichst gering zu halten und die Problemstellungen der Jugendlichen zu verstehen. Matthias Fischbach (FDP) unterstrich die Notwendig, Grenzen der Systeme aufzuheben, Angebote vernetzter zu gestalten und Schnittstellen neu zu gestalten. Gleichzeitig unterstütze er die Forderung der KJS Bayern, die Finanzierung der Berufseinstiegsbegleitung zu verstetigen. Petra Högl (CSU) betonte die Bedeutung der dualen Ausbildung und die Unterstützung für Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen, um in der Arbeitswelt Fuß zu fassen. Der KJS dankte sie für die wertvollen Inputs. Diana Stachowitz (SPD) wies auf die Diskrepanz hin zwischen dem, was in schulischer Ausbildung vermittelt werde und den Anforderungen, die in den Betrieben in der Ausbildung auf die Jugendlichen zukämen. Dies sei auch eine bildungspolitische Aufgabe und erfordere eine Aufweichung des starren Bildungssystems.
Am Ende der Veranstaltung überreichte der Beauftragte der Freisinger Bischofskonferenz für Jugendfragen in Bayern, Weihbischof Florian Wörner, die Auszeichnung "Der Goldene Tropfen" der Katholischen Jugendsozialarbeit Bayern an das Projekt STELLWERK der Salesianer Don Boscos in Nürnberg. STELLWERK kümmert sich um junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren in schwierigen Lebensverhältnissen und sozialen Schwierigkeiten im Stadtgebiet Nürnberg.
Die Katholische Jugendsozialarbeit (KJS) Bayern ist die Landesarbeitsgemeinschaft der überregional tätigen katholischen Träger der Jugendsozialarbeit in Bayern sowie der Jugendsozialarbeits-Verbünde in den sieben (Erz-)Diözesen Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München und Freising, Passau, Regensburg und Würzburg. Jugendsozialarbeit ist ein eigenständiger Leistungsbereich innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII). Sie unterstützt die soziale, schulische und berufliche Integration sozial benachteiligter und individuell beeinträchtigter junger Menschen mit besonderem Förderbedarf.