München. Die Caritas hat die
bayerischen Bezirke gebeten, die ambulante Versorgung von psychisch kranken Menschen
nachhaltig sicherzustellen. Beim „Psychiatrietag 2002“ des
Landes-Caritasverbandes Bayern sagte Landes-Caritasdirektor Prälat Karl-Heinz
Zerrle, die Träger dieser Sozialpsychiatrischen Dienste brächten pro Dienst
jährlich bis zu 30.000 Euro pro Dienst auf. Das sei auf Dauer nicht tragbar.
Durch den angekündigten Rückzug der Krankenkassen aus der Finanzierung der
ambulanten Betreuung von psychisch kranken Menschen ab 2003 verschärfe sich die
finanzielle Situation weiter. Zerrle: "Es ist absehbar, dass Dienste eingestellt
oder zumindest zurückgefahren werden müssen, wenn die Bezirke nicht finanziell
einspringen. Es ist die gesetzliche Aufgabe der Bezirke, für die ambulante
Betreuung von psychisch kranken Menschen zu sorgen." Es sei Aufgabe des
Freistaats, die Bezirke finanziell in die Lage zu versetzen, ihren gesetzlichen
Pflichten nachzukommen.
In der bayerischen Caritas sind
105 Facheinrichtungen der Psychiatrie zusammengeschlossen: Sozialpsychiatrische
Dienste, Tagesstätten, Wohngruppen, Beschäftigungsprojekte. Sie haben jährlich
Kontakt mit rund 12.000 Personen. In den Pfarrgemeinden gibt es 40 Gruppen mit
ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Innovative Projekte ausgezeichnet
"Mittendrin draußen: psychisch
krank" lautet das Caritas-Jahresthema 2002. Mit diesem Thema wollte die
Caritas mehr Verständnis für psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen in
Politik und Bevölkerung wecken und die eigenen
Angebote verstärken. Dies sei in zahlreichen Veranstaltungen geschehen,
sagte Zerrle.
Mit dem Psychiatrietag
wolle man das Jahresthema abschließen.
Der Landes-Caritasverband Bayern
hatte gemeinsam mit der Versicherung HUK COBURG und der LIGA BANK einen
bayernweiten Wettbewerb in katholischen sozialen Einrichtungen ausgeschrieben,
um innovative Projekte anzuregen. Daran hatten sich 20 Einrichtungen aus Bayern
teilgenommen.
Der 1. Preis in Höhe von 2.000
Euro ging an den Caritas-Sozialpsychiatrischen Dienst Dachau für eine
umfassende Informationskampagne, die Diskussionen, Flohmarkt, Gottesdienst,
Wallfahrt und eine Kunstaktion umfasste. Auf diese Weise wurden
unterschiedliche Bevölkerungsgruppen angesprochen und mit der Situation
psychisch kranker Menschen konfrontiert. So sind etwa 1.000 Personen im
direkten Kontakt erreicht worden. Über die Lokalpresse, der besonderer Dank gebührt,
wurden Zehntausende von Menschen informiert. Im nächsten Jahr wird die Kampagne
mit Aktionen in den Pfarrgemeinden weitergeführt.
Den 2. Preis in Höhe von 1.000
Euro erhielten die
Caritas-Altenheime in
Gerolfing und Gaimersheim
für ihr Konzept zur Betreuung dementer alter
Menschen. Immer mehr alte
Menschen sind
schon erheblich dement, wenn sie in ein Pflegeheim einziehen. Sie brauchen
intensive menschliche Zuwendung und professionelle Betreuung. Bei den aktuellen
Personalschlüsseln und dem Mangel an gerontopsychiatrisch geschultem
Fachpersonal ist das nicht einfach. Die Caritas-Altenheime St. Josef, Gerolfing
und St. Elisabeth, Gaimersheim sind einen eigenen Weg gegangen. Sie haben ein
integratives Betreuungskonzept für demente Bewohnerinnen und Bewohner
entwickelt. Diese leben in familienähnlichen Gruppen zusammen. Dazu wurden
Räume umgestaltet, Dienstpläne angepasst, das Personal intensiv geschult, ein
systematisches Qualitätsmanagement eingeführt, das auf die Situation der
dementen Patienten abgestimmt ist. Der Erfolg dieses „Total integrativen
Betreuungskonzepts“ ist im Alltag sichtbar: Weniger Sedativa für die Patienten,
weniger Depressionen, weniger Aggressionen, Erhaltung von selbständigem Essen,
Sprechen, Singen...
Den
3. Preis
erhielt BEPSY, ein
Beschäftigungsprojekt
für psychisch kranke Menschen des Caritasverbands Augsburg.
Der Stellenwert
der Arbeit ist gerade auch für psychisch kranke Menschen sehr hoch. Arbeit ist
für sie nicht nur Broterwerb und Sicherung des Lebensunterhaltes, sondern auch
sinnhaftes Tun und gesellschaftliche Anerkennung. Letztlich war für die Wahl
von BEPSY mit maßgebend, dass sich auch der Caritasverband selbst in die
Pflicht nimmt und Menschen aus dem Projekt beschäftigt.