Immer mehr Menschen haben Probleme, eine geeignete Wohnung zu finden. Das betrifft nicht mehr nur Menschen im Niedriglohnsektor, Die Gründe: steigende Mieten und knapper Wohnraum. Die Caritas Regensburg machte kürzlich auf das Thema aufmerksam - mit einem Polittalk im "Zimmer auf der Straße" auf dem Neupfarrplatz.
Eine Wohnung bietet Schutz vor Wind und Wetter, aber sie ist viel mehr als das. Sie ist der Ort, an dem die Kinder spielen oder Hausaufgaben machen, wo gemeinsam gekocht und gefeiert wird. Hier verbringen Familie, Freunde und Verwandte Zeit miteinander. Doch vielen Menschen fällt es zunehmend schwer eine geeignete Wohnung zu finden.
"Wohnen wird gerade in Bayern immer teurer", sagt Landes-Caritasdirektor Prälat Bernhard Piendl. "Auch Menschen aus der sogenannten Mittelschicht tun sich oftmals schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden." Familien mit Kindern sind genauso betroffen wie Rentner oder Studierende. Etwa eine halbe Million Menschen in Deutschland haben laut Schätzungen gar kein eigenes Zuhause.
Die Caritas möchte im Rahmen ihrer Jahreskampagne "Jeder Mensch braucht ein Zuhause" auf dieses Thema aufmerksam machen. Mit der Aktion "Zimmer auf der Straße" kam die Kampagne kürzlich nach Regensburg. Der Diözesan-Caritasverband Regensburg organisierte die Veranstaltung im Auftrag des Landes-Caritasverbandes Bayern und im Rahmen der "Jahresaktion Armut" der Freien Wohlfahrtspflege Bayern am Freitag, den 27. April, auf dem Regensburger Neupfarrplatz. Im "Zimmer auf der Straße" diskutierten Bernhard Piendl, der Leiter des Regensburger Sozialamtes, Wilhelm Weinmann, der Geschäftsführer der Stadtbau GmbH, Joachim Becker, Birgitt Ehrl vom Jobcenter Regensburg und die Landtagsabgeordneten Margit Wild (SPD), Jürgen Mistol (Die Grünen) und Dr. Franz Rieger (CSU).
"Wenn Menschen, die arbeiten, sich das Wohnen nicht mehr leisten können, ist es fünf nach Zwölf, man muss etwas tun", sagte Piendl. Die Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt seien für viele nicht mehr nachvollziehbar und führten zu Frustration und Resignation bei den Betroffenen. Piendl: "Das gefährdet den sozialen Zusammenhalt." In Anlehnung an den aktuellen Titel des Nachrichtenmagazins Der Stern "Arm durch Wohnen" fragte der Moderator Tobias Utters, Landes-Caritasverband Bayern, in die Runde: "Wem gehört die Stadt?"
"Sie gehört den Bürgern. Uns allen", antwortete der Stadtbau-Geschäftsführer Becker und war sich darin mit allen Diskussionsteilnehmern einig. Doch Regensburg wächst, im vergangenen Jahrzehnt ist die Bevölkerungszahl um etwa 20 000 Menschen gewachsen. "Wohnraum ist knapp", sagte Becker. In der Fläche könne sich die Stadt kaum mehr ausdehnen. Wenn künftig gebaut werde, gehe es "nach oben".
"Wohnen ist ein Grundbedürfnis des Menschen", sagte der Grünenpolitiker Mistol. Er forderte mehr öffentlich geförderten Wohnungsbau, "schnell, bezahlbar, nachhaltig". "Eine gute Wohnungspolitik ist eine gute Sozialpolitik", sagte die SPD-Politikerin Wild. Es sei notwendig, dass Menschen verschiedenster Herkunft, unterschiedlichen Alters und diverser sozialer Schichten in den Stadtteilen gemeinsam wohnen könnten. Der CSU-Politiker Rieger sagte: "Es geht in Zukunft vor allem um bezahlbaren Wohnraum. Bund, Länder und Kommunen müssen diese Aufgabe gemeinsam anpacken." Landescaritas-Direktor Piendl sagte abschließend: "Das Thema Wohnungsbau, darf nicht nur unter ökonomischen, sondern muss auch unter sozialen Gesichtspunkten betrachtet werden."
Wie drängend gerade diese sozialen Aspekte sind, machte ein Kommentar aus den Reihen des Publikums deutlich: Für Kinder sei der Verlust des familiären Wohnortes, beispielsweise aufgrund steigender Mieten, ein "Hochrisikofaktor in der Entwicklung ihrer sozialen, emotionalen und kognitiven Fähigkeiten", sagte Dr. Waltraud Lorenz, Lehrerin für Psychologie und Pädagogik an der Caritas-Fachakademie für Sozialpädagogik in Regensburg. "Alle Menschen brauchen einen Ort der Sicherheit, insbesondere die Kinder."