Das Jugendalter ist die entscheidende Phase für Weichenstellungen hin zu einem gelingenden eigenständigen Leben: Hier gehen junge Menschen erste Schritte in die Selbständigkeit, probieren sich aus und treffen wesentliche Entscheidungen für Ausbildung und Beruf. Armutserfahrungen als Jugendliche und junger Erwachsener bedeuten daher, abgehängt und ausgeschlossen zu sein: Von digitaler Bildung, von kultureller Teilhabe, auf dem Wohnungsmarkt oder im Zugang zur Berufsausbildung. Die Corona-Pandemie hat diese Problematiken deutlich gezeigt - und sie zugleich verschärft.
Der heute von der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) veröffentlichte Monitor Jugendarmut in Deutschland (www.bagkjs.de) zeigt eindringlich auf, wie groß das Problem "Jugendarmut" bundesweit ist. "Doch auch die Bayerische Staatsregierung kann das Problem nicht länger von der Hand weisen", so Axel Möller, Vorsitzender der Katholischen Jugendsozialarbeit Bayern. Die Antwort der Staatsregierung auf eine Landtags-Anfrage aus diesem Frühjahr zeigt, dass rund 320.000 junge Menschen zwischen 14 und 25 Jahren in Bayern von Armut betroffen sind, umgerechnet jede*r fünfte. Seit 2010 steigen die Armutszahlen. Auch die Wohnungsnot trifft in Bayern junge Menschen besonders hart, nicht zuletzt aufgrund der hohen Mietpreise im Freistaat. Jede*r Dritte in kommunalen Ein¬richtungen der Wohnungslosenhilfe ist unter 25 Jahre alt.
Der Vorsitzende der KJS Bayern fordert daher, dass die Bayerische Staatsregierung Jugendarmut als Problem ernst nehmen und wirksamer bekämpfen müsse: "Der Verweis auf noch schlechtere Verhältnisse in anderen Bundesländern hilft den vielen betroffenen Jugendlichen in Bayern nicht weiter und wird der Realität in Bayern nicht gerecht."
Eigenständige kommunale Wohnangebote für von Wohnungsnot betroffene Jugendliche und junge Erwachsene, ein weiterer Ausbau der präventiv wirksamen Jugendsozialarbeit an Schulen, eine funktionierende digitale Ausstattung wirklich aller jungen Menschen an Schulen und in berufsfördernden Maßnahmen in Bayern sowie die praktische Abschaffung der verschärften Sanktionen für junge Erwachsene im Hartz IV-System sind aus Sicht der KJS Bayern Beispiele für wirksame Instrumente zur Vorbeugung und Bekämpfung von Jugendarmut in Bayern.
Die Katholische Jugendsozialarbeit (KJS) Bayern ist die Landesarbeitsgemeinschaft der überregional tätigen Träger der Jugendsozialarbeit in Bayern. Die Träger unterstützen die soziale, schulische und berufliche Integration sozial benachteiligter und individuell beeinträchtigter junger Menschen. Zu ihren Angeboten gehören Jugendwohnen, Jugendwerkstätten zur Ausbildungsvorbereitung, die Jugendsozialarbeit an Schulen, aber auch Jugendmigrationsdienste.