München. Die Caritas befürchtet das baldige Ende der
Müttergenesungskuren. Zum Jahresende müssen nach Angaben des
Landes-Caritasverbandes die Caritas-Müttergenesungsheime in Eichstätt und Bad
Reichenhall aus finanziellen Gründen geschlossen werden. Damit entfallen 105
Plätze der Vorsorge und Rehabilitation für Mütter und Kinder. Das teilte
Landes-Caritasdirektor Prälat Karl-Heinz Zerrle vor der Presse in München mit.
1996 gab es in Bayern neun
katholische Mutter-Kur-Häuser mit 281 Plätzen und zwei Mutter-Kind-Kurhäuser
mit 48 Plätzen für Mütter und 54 Plätzen für Kinder. 2004 wird es nur noch zwei
katholische Häuser in Bayern geben, und zwar das Mutter-Kind-Kurhaus St. Hedwig
in Bad Steben mit 20 Plätzen für Mütter und 25 Plätzen für Kinder und das
Mütter-Kurhaus St. Marien in Wertach im Allgäu mit 54 Plätzen.
Ursachen für die Schließungen
Ursache für die Schließungen ist nach Zerrles Angaben die
Sparpolitik der Krankenkassen seit der Gesundheitsreform von 1997. Zerrle:
„Damals begannen die Kassen einen rigorosen Sparkurs. Seit letztem Jahr müssen
die Kassen zwar Müttergenesungs-Kuren bis auf die gesetzliche Zuzahlung von
neun Euro pro Tag voll finanzieren. Das tun viele Kassen de facto aber nicht.
Sie deckeln oder reduzieren die Pflegesätze. Die Tagessätze für die Häuser
werden seit Jahren eingefroren oder sogar abgesenkt. Die Kassen fordern
Qualität, sind aber nicht bereit, sie zu bezahlen. Außerdem lehnen sie Kuren
vermehrt ab.“
Weil der Caritas die Arbeit für die Mütter wichtig sei,
hätten die Träger jahrelang um den Erhalt der Häuser gekämpft und den
Kurbetrieb subventioniert. So habe allein der Caritasverband für sein Haus in
Eichstätt 2002 etwa 206.000 Euro aus eigenen Mitteln aufbringen müssen. Auch
für dieses Jahr sei ein Fehlbetrag in dieser Höhe zu erwarten. Zerrle: „Vom
ständigen Draufzahlen kann man aber auch eine soziale Einrichtung auf Dauer
nicht führen.“
Appell an die Politik und die
Kassen
An die Politik in Bayern richtete die Caritas den dringenden
Appell, durch ihren Einfluss im Bund dafür zu sorgen, dass sich zukünftige
Gesundheitsreformen
nicht nur auf Sparmaßnahmen und
eine immer weitergehende Privatisierung des Gesundheitsrisikos beschränken,
sondern dass durch grundsätzliche Strukturreformen dauerhaft wirksame
Kostenentlastungen erreicht werden.
Der
Freistaat müsse Investitionsmaßnahmen in Mütterkur- und Mutter-Kind-Kurhäusern
fördern. Aufgrund der seit Jahren „gedeckelten Vergütungssätze“ könnten die
Verbände ohne öffentliche Förderung kontinuierlich erforderliche Modernisierungen
nicht umsetzen.
Von den Krankenkassen erwartet die Caritas die Genehmigung
von Müttergenesungs-Kuren nach medizinischen und nicht nach finanziellen Aspekten
und die Sicherung der von den Kassen selbst geforderten Qualität durch kostendeckende
Tagessätze.