München, 25.10.2000
Rauchfrei in zehn Wochen
Caritas bietet Kurse zur
Raucherentwöhnung an.
München.
Die bayerische Caritas wird in Zukunft Entwöhnungskurse für Raucher anbieten. In
zehn Schritten sollen aufhörwillige Raucher lernen, wie man „von der Volksdroge
Nikotin“ wegkommen kann, erläuterte Caritas-Suchthilfereferent Franz Miehle
(München). Vorerst bieten die Caritas-Suchtberatungsstellen in Amberg, Aschaffenburg,
Augsburg, Donauwörth, Füssen, Günzburg, Füssen, Kaufbeuren, Kelheim, Miltenberg,
München, Straubing und Würzburg Entwöhnungskurse an. Im nächsten Jahr werden
weitere Stellen hinzukommen. Von der Nikotinabhängigkeit loszukommen, gelinge
für viele nur mit der Hilfe von Fachleuten, sagte Miehle. Die Caritas habe ihre
Suchtexperten für die Entwöhnungskurse eigens geschult.
Das
Programm wird in Gruppen mit höchstens zwölf Personen durchgeführt. Es ist auf
zehn Wochen angelegt. In der ersten Phase besprechen die Teilnehmer ihr
Rauchverhalten und ihre Motivation, mit dem Rauchen aufzuhören. Dann senken sie
schrittweise ihre Zigarettenzahl, bis sie an einem festgelegten Tag das Rauchen
ganz einstellen. Unter Anleitung eines Therapeuten lernen sie, sich „den Griff
zur Zigarette“ bewusst zu machen und Situationen zu kontrollieren, in denen man
früher geraucht hat. In der letzten Phase werden Strategien geplant, wie man
einen Rückfall verhindern kann. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Entspannungsübungen
und Verhaltensalternativen, die den bisher fast automatischen Griff zur
Zigarette ersetzen können. Beim Autofahren die Zigaretten in den Kofferraum
legen oder vor jeder zIgarette erst fünf Minuten auf die Uhr schauen, es gibt
viel kleine Tricks.
Kosten
Finanziert
werden die Kurse zunächst von den Teilnehmern selber. Miehle: „Wer Geld für
Zigaretten hat, kann auch Geld für das Aufhören investieren. Wir verlangen etwa
250 Mark pro Teilnehmer“. Gleichzeitig verhandelt die Caritas mit den
Krankenkassen, ob sie einen Teil der Kosten übernehmen. Denn exzessives Rauchen
sei eine Sucht wie Alkoholismus und mit erheblichen gesundheitlichen
Beeinträchtigungen verbunden, sagte Miehle. Rauchen fördert verschiedene
Krebsarten, Herz-und Kresilauferkrankungen, Erkrankungen der Atemwege. Etwa
110.000 Menschen sterben in Deutschland an den Folgen des Rauchens.
Statistische Daten
Die Bayern rauchen laut „Sozialbericht der Bayerischen
Staatsregierung“ weniger als der Bundesdurchschnitt. Rund 24 Prozent der Bayern
über 18 Jahre greift zur Zigarette, Zigarre oder Pfeife. Im Bundesdurchschnitt
sind es rund 28 Prozent. Wie überall in Deutschland rauchen mehr Männer als Frauen.
Die Zahlen für Bayern: 31 Prozent der Männer über 15 Jahre und 18 Prozent der
Frauen bezeichnen sich als Raucher. Frauen rauchen dabei weniger Zigaretten als
Männer. Wer bis zu 20 Zigaretten am Tag raucht, gilt in der Gesundheitsforschung
als „riskanter Konsument“. Den Missbrauch setzen Wissenschaftler bei mehr als
20 Zigaretten am Tag an.
Während der Tabakkonsum jahrzehntelang kontinuierlich
gesunken ist, nimmt er seit 1994 wieder kontinuierlich zu. Anzeichen für einen
steigenden Konsum sind vor allen bei jungen Menschen zu beobachten. Nach
Angaben des „Sozialberichtes der Bayerischen Staatsregierung“ rauchen knapp 28
Prozent der jungen Bayern zwischen 15 und 24 Jahren. Den höchsten Raucheranteil
verzeichnet die Altersklasse zwischen 25 und 35 Jahren.
Informationen:
Dr. Alice Hensler, Caritas München
Allgemeinärztin und Psychotherapeutin
Tel.089/ 530991-0.