Die Teilnehmenden aus Einrichtungen in ganz Bayern trafen sich zu Fortbildung in MünchenHilde Rainer-Münch
Eine psychische Erkrankung ist im Privatleben wie am Arbeitsplatz ein Tabuthema. Oft wird erst darüber gesprochen, wenn bereits längere Fehlzeiten angefallen sind oder der Jobverlust droht. Wie kann in den Einrichtungen und Diensten adäquat damit umgegangen werden?
Dazu hat das Netzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung der Sozialpsychiatrischen Dienste der Caritas einen Stufenplan entwickelt und bietet dazu regelmäßige Fortbildungen an: Denn wird rechtzeitig Hilfe und Unterstützung angeboten, können zusätzlicher Stress und Eskalation verhindert werden und das Beschäftigungsverhältnis erhalten bleiben.
Eine Gruppe von 16 Mitarbeitenden aus verschiedensten Einrichtungen der Caritas traf sich jetzt in München zur Fortbildung Stufenplan - Handreichung zum Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitenden.
Die Problemlage: Zahlen, Daten Fakten
Sowohl die Zahl der Fälle als auch die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage, die auf psychische Erkrankungen zurückgehen, haben sich in den vergangenen 20 Jahren in etwa verdoppelt. Psychische Störungen liegen ca. 10 % aller Arbeitsunfähigkeitstage zugrunde. Bezogen auf die Fallzahlen von Arbeitsunfähigkeit stehen psychische Erkrankungen an fünfter Stelle. Da sie pro Fall relativ lange Ausfallzeiten verursachen, stehen sie in der Statistik der Arbeitsunfähigkeitstage pro Fall mit 23 Tagen an vorderster Stelle. (Quelle: Psychotherapie im Dialog 2/2016: Arbeitswelt & psychische Störung).
Der vorgelegte Stufenplan soll ein standardisiertes und für alle Beteiligten jederzeit transparentes Vorgehen im Umgang mit leistungsveränderten, psychisch belasteten Mitarbeitern mit einer psychischen Störung am Arbeitsplatz ermöglichen. Der Stufenplan soll dabei als Orientierung bietendes Hilfsmittel und als Handlungs- und Gesprächsleitfaden für Führungskräfte verstanden werden. Letztendlich soll damit Klarheit und Sicherheit für Arbeitgeber, Führungskräfte und für den betroffenen Mitarbeiter geschaffen werden.
Ein zielführender Einsatz des Stufenplans in Praxissituationen setzt unabdingbar diverse Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Gesprächsführung voraus. So sollen z.B. im Modul Gesprächsführung diese thematisiert und vertieft werden.
Wo findet man Hilfe bei psychischen Erkrankungen (am Arbeitsplatz)?
Bei psychischen Störungen bedarf es in der Regel professioneller Hilfe. Eine effektive Anwendung des Stufenplans setzt die Kenntnis der Zugangswege zu weiterführenden psychologischen/psychiatrischen Hilfsangeboten voraus.