München/Landau.
Der Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Caritas in Landau, die
Psychologin Sandra
Hindelang
ist vom
Landes-Caritasverband Bayern mit der Durchführung von Qualifizierungskursen für
Führungskräfte aus der Sozialwirtschaft beauftragt worden. Ziel der Kurse ist
es, Führungskräfte für eine „gesunde Führung“ in ihrer Arbeit zu
sensibilisieren und Gefahrenquellen für Körper und Seele in der Arbeit ebenso
aufzuzeigen wie Vermeidungsstrategien. So will das EU-Projekt, „
rückenwind
“ genannt, Menschen helfen, wenn sie die Arbeit
kaputt zu machen droht.
In ihrer
täglichen Arbeit im Sozialpsychiatrischen Dienst ist Sandra
Hindelang
immer wieder Menschen begegnet, die in der Arbeit körperlich oder seelisch
krank geworden sind. „Das geht quer durch alle Branchen, und quer durch alle
Hierarchien, von der Führungskraft bis zum einfachen Arbeiter.“ Ihre Klienten
klagen über Stresssymptome,
Schlafstörungen, Sucht, Ängste, Essstörungen bis hin zu Depressionen und
Selbstmordgedanken. Natürlich werden nicht alle durch die Arbeit krank, sagt
Hindelang
, jeder bringe sein eigenes Päckchen mit. Aber im
Arbeitsstress verdichte sich alles. Hinzu kämen Führungsfehler wie unklare
Arbeitsaufträge, schlechte Organisation, ständige Überforderung oder sogar
Mobbing. Nicht alle würden krank: „Nicht alle werden in und durch die Arbeit
krank. Manche können den Stress psychisch managen, andere nicht.“
Nach den zwei
ersten Veranstaltungen in Nürnberg und Hirschberg mit 40 Teilnehmerinnen und
Teilnehmern sagte
Hindelang
, die Sozialberufe zählten
nach ihrer Erfahrung zu den gefährdetsten Berufen für Burnout und ähnliche
Erkrankungen. Die Mitarbeiter seien Tag für Tag mit den Sorgen der Menschen, in
den Krankenhäusern und Pflegeheimen auch mit Krankheit und Tod konfrontiert,
„das belastet stark. Es geht ja nicht um Computer oder handwerkliche Arbeit,
sondern um Menschen, die krank oder in einer Krise sind.“ Insbesondere in der
Pflege seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft am Ende ihrer
körperlichen und seelischen Kräfte. Gerade in der Pflege seien die
Arbeitsbelastungen in den letzten Jahren gestiegen. Die engen Personalschlüssel
in den Heimen und die knappe Zeit für die häusliche Pflege gestatteten es den
Pflegekräften immer weniger, „den Kranken auch einmal die Hand zu halten und mit
ihnen länger zu sprechen. Alles muss schnell, schnell gehen.“ Dieser Zeitdruck
müsse durch bessere finanzielle und strukturelle Rahmenbedingungen für die
Pflege beseitigt werden. Das sei eine Anforderung an die Kostenträger, die
Bezirke und Kranken-und Pflegekassen. Die psychischen Belastungen wirken sich
laut
Hindelang
auch auf das Verhalten in der Arbeit
aus. Auch hier hätten die Führungskräfte in den beiden Kursen viele
unterschiedlichen Reaktionen aufgezählt: verminderte Leistungsfähigkeit,
Gereiztheit, Konzentrationsstörungen, immer mehr Krankheitstage, längere
Krankheitszeiten.
Das
EU-Projekt „
rückenwind
“ wird größtenteils aus
EU-Mitteln finanziert und über den Landes-Caritasverband Bayern in ganz Bayern
durchgeführt. Landes-
Caritasdirektor
Bernhard Piendl
(München) sagte als Begründung für das Engagement der Caritas: „Es ist unsere
Pflicht als Dienstgeber, aus Achtsamkeit und Fürsorge für die eigenen
Beschäftigten hier gegenzusteuern und alles zu versuchen, um belastende
Faktoren am Arbeitsplatz zu verringern.“