München.
428.000 Privathaushalte gelten in Bayern als überschuldet. Demgegenüber stehen
bayernweit lediglich ca. 120 gemeinnützige Beratungsstellen bei Verbänden und
Kommunen zur Verfügung. „Während für die Banken Milliarden schwere
Rettungsschirme gespannt werden lässt man die Beratungsstellen und somit die
betroffenen Menschen
im Regen stehen“,
klagt Regina Hinterleuthner, die Sprecherin der bayerischen
Schuldnerberatungsstellen. Die Folgen sind fatal: monatelange Wartezeiten,
verzweifelte Ratsuchende und völlig überlastete Beratungskräfte.
Der Landes-Caritasverband Bayern forderte den Freistaat
Bayern auf, endlich für eine flächendeckende Finanzierung der Insolvenzberatung
zu sorgen. Die jüngste Forderung des Sozialministeriums, die Beratung in
Zur Situation der
Schuldnerberatungsstellen in Bayern
Zahl der überschuldeten Haushalte:
Derzeit gilt ca. jeder 12. Haushalt (7
Prozent) in Deutschland als überschuldet. Nach Angaben des Mikrozensus lebten
2009 in Deutschland im Durchschnitt 2,04 Personen in einem Haushalt. Für
Bayern
bedeutet dies, dass über 428.000
Haushalte und 875.000 Menschen in Bayern überschuldet sind.
Beratungsbedarf:
Nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft
Schuldnerberatung der Wohlfahrtsverbände ist ein Mindestbedarfsschlüssel von 2
Beratungsfachkräften je 50.000 Einwohner notwendig. Die demnach erforderliche
Anzahl der
Erreichbarkeit/Wartezeiten:
Nach Schätzung der
Sozial- und Verbraucherverbände erreichen die
Finanzierung:
Die derzeitige
Finanzierung der Beratungsstellen wird mit dem Einsatz erheblicher Eigenmittel
der Caritas gewährleistet. Das Land Bayern gewährt für die Insolvenzberatung
einen Zuschuss je Fall in Höhe von 335 bis 675 Euro. Diese Beiträge wurden seit
1999 nicht erhöht.
Wirksamkeit von Schuldnerberatung:
Schuldnerberatung
hilft in erheblichem Umfang soziale Leistungen (wie AGL I, Krankengeld, ALG II
und Grundsicherung) einzusparen. Sie trägt dazu bei, dass überschuldete
Menschen trotzdem in Arbeit bleiben oder – bei Arbeitslosigkeit – dieses
Vermittlungshemmnis reduziert wird. Nach verschiedenen wissenschaftlichen
Untersuchungen zur Wirksamkeit von Schuldnerberatung (zuletzt in einer
Begleitstudie für den 3. Armuts- und
Reichtumsbericht
der Bundesregierung 2006) wird u.a. nachgewiesen, dass die sozialen Leistungen
um ein Drittel reduziert wurden, sich bei einem Drittel die Wohnsituation
verbessert hat, ein Fünftel eine Berufstätigkeit aufnehmen konnte und der
Anteil der Klienten, die über einen gesicherten Arbeitsplatz verfügten, nahm im
selben Zeitraum um fast zwei Drittel zu. Für die Regensburger
Insolvenzberatungsstelle der Caritas wurde eine Wirksamkeitsstudie erstellt. Unter
anderem wurden folgende positive Veränderungen benannt: In den Bereichen
Lebenszufriedenheit meinten 80,6 Prozent diese sei besser geworden. Der Umgang
mit Geld war bei 73,1 Prozent besser und die Selbstsicherheit hat bei 65,6 Prozent
zugenommen. Die Einkommenssituation verbesserte sich bei 52,7 Prozent der
Befragten.
Einige persönliche Äußerungen der
Befragten:
„Ich war mit der Hilfe von
Caritas sehr zufrieden“. „Es gibt nichts Besseres als ein Insolvenzverfahren in
einer solchen Situation. Ich danke sehr für die Beratung und Hilfe.“ „Vielen
Dank für die Unterstützung! Habe Sie schon weiterempfohlen!“ „Ich bin
überglücklich endlich von dieser Schuldenlast befreit zu sein.“ „Mein Leben ist
wieder lebenswert.“