Hilfen auf der Straße
Auf der Straße zu leben ist gesundheitsgefährdend; die Betroffenen sind dem Wetter, Diskriminierung oder Gewalt ausgesetzt. "Platte machen" wie die Betroffenen es nennen, bedeutet auch seinen gesamten Besitz und Sachen wie Schlafsack, Personalausweis, usw. immer mit sich tragen zu müssen, damit sie nicht verloren gehen oder gestohlen werden.
Straßensozialarbeit
Straßensozialarbeit (Streetwork) ist für die Menschen in Wohnungsnot vor allem in größeren Städten eine wichtige Hilfe. Als aufsuchende Arbeit gehen Sozialarbeiter*innen zu den Treffpunkten der Wohnungslosen bzw. machen Touren zu den verschiedenen Übernachtungsplätzen in der Kommune. Es entstehen erste unverbindliche Kontakte, die Sozialarbeiter*innen machen sich und ihre Hilfsangebote bei den Betroffenen bekannt. Wenn dringende Probleme anstehen, wenden die Betroffenen sich an die Sozialarbeiter*innen, so dass Hilfe organisiert werden kann und die Menschen auch zum Hilfesystem hingeführt werden können. Damit entsteht über den ersten Kontakt auf der Straße die Verbindung zu Tagesaufenthalten, Fachberatungsstellen und Wohnhilfen.
Kältebusse - Wärmebusse
Die Straßensozialarbeit wird ergänzt oder kombiniert mit Kältebussen bzw. Wärmebussen. Kleinbusse mit entsprechender Ausstattung fahren bei kaltem Winterwetter oder heißem Sommerwetter Touren zu den öffentlichen oder auch versteckten Treffpunkten von den Menschen, die auf der Straße leben. Sie versorgen die Betroffenen mit kalten bzw. warmen Getränken, mit Essen und Lebensmitteln und unterstützen bei Bedarf mit Ausstattung wie warmer Kleidung und Schlafsäcken/Matten.
Medizinische Versorgungsangebote mit niedrigschwelligem Zugang
Wohnungslose Menschen sind aufgrund ihrer Lebensbedingungen in besonderer Weise gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Diese besondere Lebenssituation, fehlendes Krankheitsbewusstsein und hohe Zugangsbarrieren der Regelversorgungsangebote verhindern oftmals die Versorgung behandlungsbedürftiger wohnungsloser Menschen. In den großen Städten Bayerns gibt es deshalb medizinische Versorgungsangebote mit niedrigschwelligem Zugang. Es sind entweder offene Sprechstunden (auch für Betroffene ohne Krankenversicherung) oder Busse mit entsprechender Ausstattung, die feste Touren in der Stadt fahren. Angebote sind in der Regel medizinische und pflegerische Grund- und Erstversorgung sowie Heranführung an und Motivation zur Inanspruchnahme ärztlicher und pflegerischer Regelversorgung.
Aus der Praxis
Das NOAH Mobil – Mobile soziale Arbeit in Regensburg
Das NOAH Mobil ist als mobiles Büro im Einsatz und ermöglicht flexible und niedrigschwellige Hilfe, indem häufig genutzte Plätze von Wohnungs- und Obdachlosen in Regensburg angefahren werden. Das Innenleben des E-Sprinters ist als mobiles Büro gestaltet: Die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können so beim Ausfüllen von Formularen assistieren und zu weiteren Fragestellungen persönlich beraten. Ebenso ist die Ausgabe von Lebensmitteln sowie Hygieneartikeln möglich. Das mobile Büro bietet Platz für eine Beratungssituation, in der die Privatsphäre der Klientinnen und Klientenen gewahrt bleibt. Diese ist vom Wetter und anderen äußeren Einflüssen unabhängig, ermöglicht eine auf viele Eventualitäten eingestellte mobile Beratung und kann komplizierte Sachlagen an entsprechende Fachberatungen und Ämter weiterverweisen. Darüber hinaus kann das NOAH Mobil auch als Hilfe für Betroffene bei Transporten oder Umzügen eingesetzt werden. Aktuell steht das NOAH Mobil an zwei Nachmittagen in der Woche (in der Fachberatungsstelle aushängend) im Park an der Fürst-Anselm-Allee beim Milchschwammerl in Regensburg. Finanziert wurde das Noah Mobil aus Fördermitteln der Stiftung Obdachlosenhilfe Bayern sowie durch Spenden regionaler Unternehmen.
Münchner Straßenambulanz
An drei Abenden in der Woche zwischen 18:00 Uhr und Mitternacht ist in München die Straßenambulanz - eine "rollende Arztpraxis" - unterwegs (© Foto: Alessandra Schellnegger). Sie fährt zu Treffpunkten und Schlafstellen von obdachlosen Menschen, an denen Ärztinnen und Ärzte sowie Krankenpflegekräfte ihre Hilfe bei gesundheitlichen Problemen und bei der Vermittlung in weiterführende Hilfen anbieten.
Die Münchner Straßenambulanz ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder und des kmfv.
OSKAR nimmt sich der Versorgung psychisch kranker Wohnungsloser an
OSKAR, ein Projekt für obdachlose, seelisch kranke Personen in Würzburg, die sich in vielen Fällen außerhalb der medizinischen Regelversorgung aufhalten, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die psychische Gesundheit der betroffenen Personengruppe zu fördern. Gelingen soll dies durch niedrigschwellige, aufsuchende sozialarbeiterische Beratung und Begleitung sowohl in den Verfügungswohnräumen der Stadt, in welchen obdachlose Menschen ordnungsrechtlich untergebracht sind, als auch an den einschlägigen Aufenthaltsorten der Betroffenen.
Das Projekt wird mit einer Laufzeit von 22 Monaten bis zum 31.10.2024 gefördert durch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Die einzubringenden Eigenmittel werden aus Spenden und Mitteln des Fördervereins Wärmestube e. V. bestritten.