Benediktbeuern
. “Herzensbildung”, ein Begriff aus der Enzyklika
“Deus
caritas
est
” von
Papst Benedikt XVI., wird immer mehr zu einem zentralen Thema der Caritas in
Bayern. Das stellte Landes-
Caritasdirektor
Prälat
Karl-Heinz Zerrle bei der 6. Werkstatt der Theologinnen und Theologen der
Caritas in Bayern im Kloster
Benediktbeuern
fest. “In
den letzten beiden Jahren ist Herzensbildung Thema bei Gottesdiensten und
Fortbildungen, in Organisationsentwicklungs-und Leitbildprozessen, bei
Besinnungstagen und Exerzitien in der bayerischen Caritas gewesen. Und der
Trend geht weiter”, sagte Prälat Zerrle. Die Thematik knüpft an eine der
Kernaussagen der Enzyklika "Deus
caritas
est
" von Papst Benedikt XVI. an. Dort sagte der Papst,
Herzensbildung sei die Voraussetzung für die Fachkräfte und Ehrenamtlichen in
der Caritas, damit sie in rechter Weise mit den Menschen, die ihnen anvertraut
sind, umgehen können. Diese Herzensbildung wurzele "in der Begegnung mit
Gott in Christus", der "die Liebe weckt und ihnen das Herz für den
Nächsten öffnet, so dass Nächstenliebe für sie nicht mehr ein sozusagen von
außen auferlegtes Gebot ist, sondern Folge ihres Glaubens, der in der Liebe
wirksam wird." Mit dieser Grundhaltung, so Prälat Zerrle, könnten die
Mitarbeitenden der Caritas den bei ihnen Hilfe suchenden Menschen auch auf Situationen
von Not und existentiellen Ängsten, ja sogar auf den Tod verlässliche Antworten
geben. Margit
Eckholt
, Professorin für Dogmatik an
der Hochschule
Benediktbeuern
, nannte bei der
Veranstaltung mehrere Gründe für die Hochkonjunktur des Begriffs Herzensbildung.
Zunächst wirke der Begriff aus sich selber, weil Herz ein
Urwort
des Menschen schlechthin sei und Tiefenschichten der menschlichen Existenz
erreiche. Zum anderen, so wurde bei der Veranstaltung betont, sei er offenbar
eine Art Gegenbewegung gegen Trends im Sozialbereich der letzten Jahre.
Eckholt
: “Die Professionalisierung sozialer Dienste, die
vielfältigen Qualitätsdiskussionen, der Rückgriff auf neue Theorienbildungen in
Sozial-und Wirtschaftswissenschaften, auf Management-Theorien und die Angleichung
an säkulare Dienstleister und ihre Standards scheinen kaum Raum für die Suche
nach einer diakonischen Spiritualität zu geben. Gerade im Zuge der
Professionalisierung und einer verstärkten Zusammenarbeit mit säkularen
sozialen Diensten können kirchliche Einrichtungen ihr kirchliches
beziehungsweise ihr christliches Profil verlieren.” Der Papst habe an die
Notwendigkeit eines solchen Profils erinnert, und dabei den Begriff
Herzensbildung ins Spiel gebracht. Der Gedanke der Herzensbildung wurde beim Werkstattgespräch
vertieft. Man suchte Wege, wie diese personale Dimension von Pflege und
Sozialarbeit in der Aus-, Fort-und Weiterbildung in den Sozialberufen bei der
Caritas fruchtbar gemacht werden kann. Dabei wurden Module für Hochschulen und
Modelle für Besinnungstage und Exerzitien erarbeitet. Der Leiter der Werkstatt,
der Pastoraltheologe Professor Martin Lechner (
Bendiktbeuern
),
sagte, die biblisch-christliche Spiritualität der Herzensbildung müsse die
Kultur eines Caritasverbandes und jede seiner Einrichtung prägen. Jeder
Leitungsfunktion obliege deshalb die Sorge für Spiritualität und
"Herzensbildung" aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese
Spiritualität der Herzensbildung solle aber nicht lediglich über bestimmte
Personen verkörpert werden, sondern auch institutionell verankert sein.