Hirschberg. „Für die Caritas ist die
christliche Palliativ- und
Hospizkultur
ein Feld, bei
dem wir deutlich Profil zeigen können: nicht um uns in den Vordergrund zu
stellen, sondern für die betroffenen Menschen, die Sicherheit brauchen, als
Dienst an der Gesellschaft.“ Dies sagte Landes-
Caritasdirektor
Prälat Karl-Heinz Zerrle bei der Abschlusstagung eines Projektkollegs am
Mittwoch zu diesem Thema auf Schloss Hirschberg bei
Beilngries
vor knapp 40 Fachreferenten, Pflegefachkräften und anderen Führungskräften.
Unter ihnen waren auch die beiden
Caritasdirektoren
der Diözesen Eichstätt und Würzburg, Willibald Harrer und Martin Pfriem sowie
der Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes der Erzdiözese München und
Freising, Prälat Hans Lindenberger. Ferner nahm der Vorstandsvorsitzende der
LIGA Bank, Walter Alt, teil. Mit der Tagung
beendeten sieben Caritas-Altenhilfeeinrichtungen
aus fünf bayerischen Diözesen ein Projektkolleg des Landes-Caritasverbandes, an
dem sie von Juli 2006 bis Oktober 2007 teilgenommen hatten und deren Inhalte
sie seitdem einführen.
Die Pflegedienstleiterin des
Caritas-Altenheimes Ingolstadt-
Gerolfing
, Petra Mann,
stellte bei der Abschlusstagung Beispiele für ein Haus-Konzept zur Palliativ-
und
Hospizkultur
vor und wie dabei der sterbende
Mensch im Zentrum der Aufmerksamkeit steht: So sei Sterbebegleitung in ihrem
Haus mittlerweile Thema beim Aufnahmegespräch eines Bewohners. Ferner würden
jedes Jahr zwei Fortbildungswochen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
durchgeführt, in denen es auch um Schmerzlinderung und Verhalten im Sterbefall
geht. „Reinigungskräfte werden so zum Beispiel dafür sensibilisiert, ihre
Arbeit in einem Zimmer zu verschieben, wenn es dort einer Person gerade nicht
so gut geht.“ Im Sterbefall nehme eine Pflegekraft „als letztes Geleit“ im
Sinne einer würdevollen Überführung an der Einsargung teil, „und der
Verstorbene wird durch den Haupteingang abgeholt: etwas, was noch nicht überall
selbstverständlich ist“, so die Ingolstädter Pflegedienstleiterin.
Martina
Mirus
und Hans Heidenfelder vom Caritas-Altenheim St. Thekla in Würzburg informierten
über die „Wege zur Hauskultur“ in ihrer Einrichtung seit 1996. Nach den Worten
Heidenfelders wurden dort seinerzeit bereits zwei Pflegezimmer zu einem
Appartement umgebaut, um in diesem Menschen in ihrer letzten Lebensphase
zusammen mit ihren Angehörigen ein Hospiz zu ermöglichen. Gabi Rausch und
Marija
Ljubic
vom Caritas-Altenheim St.
Willibrord
München schilderten an einem Fall, wie in ihrem
Haus vorausschauende Hilfe für sterbende Menschen durch einen
„Behandlungsbescheid“ geleistet werde: Eine 85-jährige Frau hatte in einer
Patientenverfügung hinterlegt, im Sterbensfall nicht in ein Krankenhaus verlegt
und auch keine künstliche Ernährung bekommen zu wollen. Als es der Frau
schlechter ging setzten sich Heimleiter, Hausarzt und Angehörige zusammen an
einen Tisch. In einem für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus zu
beachtenden Behandlungsbescheid wurden die gemeinsam getroffenen Lösungen
schriftlich festgelegt: zum Beispiel, dass die Frau gemäß einem geäußerten
Wunsch jederzeit Suppe bekommen konnte, dass sie ein Hausgeistlicher regelmäßig
besucht und sie nur im Falle eines Sturzes oder anderen Unfalles in eine Klinik
eingewiesen wird. „Wir versuchen in dieser Weise, Verantwortung auf mehrere
Schultern zu verteilen“, erklärte Gabi Rausch das Ziel, und ergänzte: „Die Frau
ist zwei Wochen später friedlich im Beisein ihrer Tochter gestorben.“
Von Seiten der Pflegekräfte wurde bei
der Tagung der Wunsch geäußert, „Palliativ- und
Hospizkultur
“
auch gezielt in den Lehrplänen von Altenpflegeschulen zu verankern. Der Verwaltungsdirektor
des Landes-Caritasverbandes, Wilfried Mück, nannte als wesentliche Ziele für
die Zukunft, Unterstützung auf gesamtkirchlicher Ebene über Caritasverbände
hinaus für das Anliegen „Christliche Palliativ- und
Hospizkultur
“
zu bekommen, die ambulanten Pflege einzubeziehen, Schulungen und Fortbildungen
sicherzustellen sowie die seelsorgliche Begleitung auszubauen.
Der Vorstandsvorsitzende der LIGA
Bank, Walter Alt, kündigte bei der Tagung an, weitere Initiativen des
Landes-Caritasverbandes zur „Christlichen Palliativ- und
Hospizkultur
“
systematisch zu unterstützen. Diese Idee entspreche in besonderer Weise dem
Leitbild des christlichen Menschenbildes seiner Bank, begründete Alt.
Beteiligt an dem abgeschlossenen Projektkolleg
des Landescaritasverbandes waren die Caritas-Altenheime St. Josef und
St. Pius in Ingolstadt (Diözese Eichstätt),
St. Antonius in
Osterhofen
(Diözese Passau), St.
Thekla in Würzburg (Diözese Würzburg), St.
Willibrord
in München (Erzdiözese München und Freising), die Sozialstation
Aichach
und das
Caritas-Pflegezentrum St. Hildegard in
Pöttmes
(beide
Diözese Augsburg).