München. Die Mitgliederversammlung
der Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit in Bayern (LAG KJS
Bayern) hat Pater Josef Grünner SDB, Provinzial der süddeutschen Provinz der
Salesianer Don Boscos in München einstimmig als ihren Vorsitzenden bestätigt.
Pater Grünner, der seit vier Jahren der Katholischen Jugendsozialarbeit in
Bayern vorsteht, betonte nach seiner Wahl, dass sich die Rahmenbedingungen für
die Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen in den vergangenen Jahren massiv
verändert hätten: „Wir stellen uns dem neuen Wettbewerb. Doch zugleich wollen
wir unser christlichen Profil deutlich werden lassen. Dafür brauchen wir im
Markt eine faire Chance.“ Verschobene Wert-Haltungen in einer Gesellschaft, in
der Autos wichtiger zu sein scheinen als Kinder, fordern die Jugendsozialarbeit
heraus, noch stärker für die Schwächsten Partei zu ergreifen und, so Grünner,
die Freiheit und Würde eines jeden jungen Menschen zu betonen.
Zu seinen Stellvertretern hat die
Versammlung – ebenfalls einstimmig – Beate Frank vom Sozialdienst katholischer
Frauen und Robert Gruber von der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg
gewählt. Zugleich wurde Professorin Anneliese Diery nach vierjähriger Tätigkeit
aus dem Vorstand verabschiedet.
Gast der Mitgliederversammlung war
Professorin Ursula Männle, Mitglied der CSU-Landtagsfraktion. Sie stellte sich
der Diskussion mit den Mitgliedern der LAG KJS Bayern zur Frage der
Perspektiven katholischer Jugendsozialarbeit nach den Kürzungen im
Sozialhaushalt des Freistaats Bayern. Die Kürzungen treffen die
Jugendsozialarbeit hart, weil, so der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft,
Michael Kroll (Caritas), beispielsweise die Zuschüsse für Erzieher in
Jugendwohnheimen vollständig gestrichen wurden. Das führe unmittelbar zu
spürbaren Verschlechterungen für junge Auszubildende, die auf Mobilitätshilfen
angewiesen sind. Ein weiterer Hintergrund der Debatten seien auch die sich
rapide verändernden gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, neue
Bundesgesetze (Hartz-Gesetze) sowie die neuen Förderstrukturen der Bundesagentur
für Arbeit, wodurch sich Jugendliche und Anbieter sehr kurzfristig auf völlig
veränderte Hilfen und Angebote einstellen müssten, die „zugleich mit ihrer
Erprobung endgültig eingeführt werden.“
Ursula
Männle
stellte das Zustandekommen des Nachtragshaushalts und die Schwierigkeiten des
Auslotens von Spielräumen für Entscheidungen von Politik und Verwaltung aus
Sicht einer „einfachen“ Landtagsabgeordneten dar. Sie betonte, dass
fraktionsintern nicht alles so harmonisch diskutiert werde, wie es nach außen
manchmal scheine. Die Abgeordnete, zugleich Vorsitzende von IN VIA –
Katholische Mädchensozialarbeit im Diözesanverband München und Freising,
ermunterte die Delegierten der katholischen Jugendsozialarbeit zu effizienter
und zielgerichteter Lobbyarbeit für die Interessen benachteiligter junger
Menschen. Es gelte, so Männle, die Entscheidungsträger und die Verwaltung breit
einzubeziehen und ins Boot zu holen: „Wenn das Bild, das Politik von
Jugendhilfe hat, nicht der Realität entspricht, dann müssen Sie die Politiker
mit der Realität konfrontieren.“ Zugleich forderte sie die Jugendhilfe auf,
sich zu profilieren, zu kooperieren und ihre Leistungen auf den Prüfstand zu
stellen.
Die Vertreter der bayerischen
Jugendsozialarbeit kritisierten in Übereinstimmung mit der Abgeordneten das
Zustandekommen der Haushaltskürzungen: „Wir vermissen konzeptionelle
Diskussionen und nachvollziehbare Ziele,“ so Teilnehmer der Diskussion. Sie
betonten, dass die Jugendsozialarbeit sich in Fragen von Effizienz und Qualität
ihrer Angebote nicht zu verstecken bräuchte. „Wir haben in den vergangen Jahren
bewiesen, dass wir die Zeichen der Zeit erkannt haben und zur Veränderung
bereit sind.“ Landes-Caritasdirektor Prälat Karl-Heinz Zerrle hob darüber
hinaus die Bereitschaft der sozialen Verbände und Arbeitsgemeinschaften zum
konstruktivem Mitdenken bei künftigen Haushaltsverhandlungen heraus. „Dann
müssen wir aber auch frühzeitig über unsere Einflussmöglichkeiten und den Stand
der Verhandlungen informiert werden.“
Ihr Ansprechpartner:
Michael Kroll, Geschäftsführer der
LAG KJS Bayern
Referat für
Jugendsozialarbeit im Landes-Caritasverband Bayern e. V., Lessingstr. 1, 80336
München
Tel.: 089/54497-140,
Fax: 089/54497-187, jugendsozialarbeit@caritas-bayern.de