Augsburg.
Mediensucht ist auch in Bayern auf dem Vormarsch. Diese Erfahrungen machen die
Suchtberatungsstellen der bayerischen Wohlfahrtsverbände. Cornelia Poth, die
Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle der bayerischen Suchthilfe (KBS): „Mediensucht
steht für Begriffe wie Onlinesucht, Spielsucht, exzessiver Medienkonsum oder
anderes. Die unterschiedlichen Bezeichnungen zeigen, dass weder die
wissenschaftliche Einordnung in das Diagnosesystem bei den Fachleuten erfolgt
ist und schon gar nicht der Meinungsbildungsprozess in der Öffentlichkeit.“
Bei einer
Fachtagung in Augsburg, an der 60 Mitarbeitende aus der Suchtprävention und den
Suchtberatungsstellen auf Einladung der Koordinierungsstelle der bayerischen
Suchthilfe (KBS) teilnahmen, hieß es, die Mediensucht sei inzwischen „ein neuer
dauerhafter Begleiter unserer Gesellschaft und eine neue Aufgabe für die
Suchtberatungsstellen geworden.
Die
Mitarbeitenden berichteten bei der Veranstaltung über
aufgeregte Anrufe
von besorgten Eltern, Lehrern oder den Betroffenen. In einigen Fällen reichen
die Probleme bis hin zu Mangelernährung und totalem sozialen Rückzug.
Medienkonsum dürfe aber nicht per se problematisiert oder
pathologisiert
werden. Cornelia Poth sagte jedoch: „
Wo ist die Grenze zwischen alltäglicher
Nutzung des Internets, dem harmlosen Vergnügen und Zwang? Wann beginnt diese
Sucht?
Wenn der Spaß an Spannung
und
Spiel in die Abhängigkeit führt,
brauchen die Betroffenen Hilfe.“ Fachleute gehen davon aus, dass 3-8% aller
Nutzer im Internet betroffen sind.
Die komplexen
Fälle benötigen, so die Suchtexperten der Freien Wohlfahrtspflege, die
Kooperation vieler Akteure: der Jugendhilfe, wie der Suchthilfe, der Schule wie
der Betriebe. Denn, die Probleme treten nicht nur bei Heranwachsenden sondern
zunehmend auch bei Erwachsenen auf. Die größte Gruppe stellen dabei noch die
Männer dar. Im Hinblick auf die Lücken im Versorgungssystem müsse das Angebot noch
erweitert werden, forderte Cornelia Poth. Passgenaue Angebote zu entwickeln sei
eine Aufgabe der Mitarbeitenden in den Einrichtungen und Diensten, aber auch
der sozialpolitisch Verantwortlichen in den Verbänden, Organisationen und der
Politik.
Die Fortbildung sollte neben einer
Grundinformation zur Thematik die Möglichkeit geben, die Arbeitsansätze zu vergleichen,
sich neue zu erschließen, Lösungswege zu suchen und vor allem zur Vernetzung
motivieren.
Informationen:
Hilde
Rainer-Münch, Vorsitzende der KBS: Tel. 089-54497 170
Cornelia Poth, Geschäftsführerin der
KBS: Tel. 089- 536515.