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Gesund führen

166 W i d e r d a s Bu r n - O ut - S y nd r om 5 Unter der Herrschaft der Ökonomie blühen die Werte. Sie verschwinden nicht, im Gegenteil. Es gibt viele und es gibt immer wieder neue. Sie werden – und nicht nur bei Daimler – auf der Vorstandsebene definiert. Die „definierten“ und „kommunizierten“ Werte bestimmen sich aus ihrem Verwertungscharakter. Werte sind „gut“, wenn sie zur Wertschöpfung beitragen. Die Wertigkeit der Dinge wie der Menschen bestimmt sich in Hinsicht auf den Erfüllungsgrad, mit dem sie die ihnen zugewiesenen Funktionen erfüllen. Das ökonomische Denken ist ein umfassendes, nichts auslassendes, bis in den kleinsten Winkel des Denkens hinein vollzogenes "in Rechnung stellen von allem was ist", im Dienste und zum Nutzen eines Vollzugs, der sich wiederum selbst zu rechnen hat. In Paraphrase zu einem Satz des Apostel Paulus (1. Kor. 13.8) lässt sich dies auch dergestalt ausdrücken: "Das Rechnen aber hört niemals auf." Die meisten von Ihnen werden wissen, dass hier Paulus von der Liebe spricht. Liebe „gibt“ es nicht ohne Freiheit, ohne Verantwortung, ohne Menschen die frei, d. h. Personen sind. Liebe ist Geschenk, ist leistungslos zugesagt, verrechnet nicht und nimmt den anderen an - unrichtig formuliert - in seinem „Eigenwert“. Ja gerade das, dass er so ist, wie er ist, ist der Grund der Wahl für ihn. Die Liebe gibt dem Menschen eine Seinsweise, die den Tod erträglich, das Leben glückend, die Hoffnung begründbar macht. Die Liebe vermag das, weil es gerade der andere ist, sei es Gott, sei es ein anderer Mensch, der sich mir schenkt. Genau darin ist der radikale Gegensatz zu dem im ökonomischen Denken enthaltene Menschen- und Weltbild zu sehen. In ihm bin ich selbst für mein Glück verantwortlich. In den Kategorien der Liebe bekomme ich mein Glück geschenkt. In den Kategorien des ökonomischen Denkens kann ich mir mein Glück kaufen und, und noch weitaus folgenreicher, mein Glück ist käuflich (das sind zwei sehr verschiedene Dinge). Ökonomisierung umfasst den Wechsel eines Maßstabes und dessen gleichzeitige grenzenlose d. h. planetarische Ausdehnung auf das Ganze des Seienden wie des Denkens. Das ökonomische Denken gibt nicht nur neue Maßstäbe, an denen sich das Bisherige zu orientieren hat. Es geschieht mehr. Das gravierende, die eigentlich entscheidende Konsequenz sehe ich darin, dass sich das Bisherige nun nicht nur vor den ökonomischen Maßstäben, sondern auch in den Kategorien dieser neuen Maßstäbe zu rechtfertigen hat. Mit anderen Worten: Nicht die ausschließliche Orientierung am Gewinn ist das allein zu kritisierende, sondern die zugleich mitgebrachten Vorgaben des ökonomischen Maßstabes,

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