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Gesund führen

21 Ab s c h l u s s k o n f e r e n z Ganz klar das Geld stand im Mittelpunkt des Round- Tables zum Schluss der Tagung. Birgit Löwe, Vor- standsmitglied im Diakonischen Werk Bayern, läutete das Thema ein. „Gesund führen“, das sei wichtig, keine Frage. Wichtig im Hinblick „auf die Menschen, für die wir da sind“, und im Hinblick auf die Frauen und Männer, die sie beraten, betreuen und pflegen. Den Führungskräften sei das alles auch bewusst. Wenn in manchen Einrich- tungen die Gesundheitsprävention doch zu kurz käme, dann sei das eine Frage der Zeit und des Budgets, ein zwar kurzsichtiges Denken, doch der Situation der Sozialwirtschaft geschuldet. Damit hatte sie elegant den Schwarzen Peter an die Kostenträger am Runden Tisch weitergeschoben. Bezirkschef Mederer sagte zunächst, in der Bezirksverwaltung sei die Gesundheit schon ein Thema, und es werde auch Einiges getan. Dabei habe er gemerkt: Eine solche Kultur des Gesundheitsbewus- stseins könne nur entstehen und erfolgreich sein, „wenn sie von allen Ebenen, von unten bis oben und umgekehrt gewollt ist.“ Alles müsse auf den Prüfstand, vom Be- triebssport bis zu den Bildschirmen, den ergonomisch richtigen Schreibtischen und Stühlen, und vieles mehr. Und dann gab es vom Bezirkschef, der den Ruf nach mehr Geld schon mehrfach an diesem Tag gehört hatte, eine schallende Ohrfeige in die Richtung der Wohlfahrts- verbände und anderen Heimträger der Altenhilfe. Die Bezirke seien den häufigen Klagen der Träger nachge- kommen und hätten einem besseren Personalschlüssel für die Pflege zugestimmt. Das hätte zur Entlastung des Personals führen können, wenn, ja wenn er denn von den Trägern flächendeckend umgesetzt worden wäre. Die Träger nämlich würden aus Gründen der Konkurrenz bei einer dünneren Personaldecke bleiben, um billiger zu sein als ihre Mitwettbewerber auf dem umkämpften Pflegemarkt. Der Angriff saß, und niemand widersprach. Auch der Vertreter des Bayerischen Gesundheitsministe- riums mochte ihn nicht kommentieren. Er selbst sei unter anderem für die Suchthilfe zuständig, in dieser Teilfrage der Problematik erlebe er eine große Sensibilität in den Unternehmen. Im Übrigen sei eine gute Unternehmens- kultur nicht allein eine Frage des Geldes, sondern auch eine Frage der Entschlossenheit, die Probleme anzu- packen. Und man müsse bei der Auswahl der Führungs- kräfte sensibel sein. Das mochte Löwe so nicht stehen lassen. Jeder rede von der Notwendigkeit der Gesund- heitsförderung, aber bei der Refinanzierung der entste- henden Kosten ließen die Kostenträger die Träger allein. Das wiederum veranlasste Mederer zu dem eingangs erwähnten Rat, die Träger könnten die Gesundheitsför- derung in den Entgeltverhandlungen thematisieren. Das war nicht nichts, aber auch keine echte Zukunftsper- spektive. Und die Moral von der Geschicht´ Oder: Was bleibt von einem dreijährigen EU- Projekt? Es hat den beteiligten Personen und Einrichtungen einen riesigen Schub in Richtung Gesundheitsförde- rung gegeben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Projekt haben verinnerlicht, dass Gesundheitsförderung zwei Bezugspunkte hat: die individuelle Verantwortung der einzelnen Mitarbeitenden für ihre Gesundheit und die Verantwortung der Arbeitgeber für innerbetriebliche Strukturen (von der Arbeitszeit bis zum Betriebsklima), die die Gesundheit der Mitarbeitenden nicht schädigen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Projekt wollen und werden ihre Erkenntnisse in den Alltag überführen. Ob daraus aber eine flächendeckende Massenbewegung wird, wie es die EU mit ihren Projekten erreichen will, das ist in Bayern noch nicht ausgemacht. Dazu müs- sen sich die Kostenträger der Sozialwirtschaft ebenso bewegen wie die Verantwortlichen in der Sozialwirtschaft selbst. Bernd Hein, bis Frühjahr 2014 Pressesprecher des Deutschen Caritasverbandes Landescaritasverbandes Bayern e.V., nun im UN-Ruhestand

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