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Gesund führen

172 W i d e r d a s Bu r n - O ut - S y nd r om 11 Deutlicher wie anderswo, zeigt sich in sozialen Berufen, dass Führung nicht ohne das auskommt, was nur noch verschämt, weil mit dem Geruch des restaurativen oder, harmlos irrig, in romantischen Kontexten noch zu nennen erlaubt ist: Führung ist auf die Bildung von Gemeinschaft angelegt. Leistung wird dort freigesetzt und frei gegeben, wo im Tun für andere, mir meine Bedeutung aufgeht (und nicht selten dadurch mein Ich aufblüht). Miteinander für-einander leisten, was notwendig ist, was Not wendet, das lässt Sinn erfahren. Sinn erfahren, Gemeinschaft bilden, ereignet sich weder durch Order noch durch sog. ‚Kommunikation’, weder durch ein voluntatives ‚ich will’ des Mitarbeiters noch durch den Beschluss des Vorgesetzten im ‚du sollst’. Das Ich von mir, und das Ich von dir und das Ich von ihm ergibt noch kein Wir. So entsteht Gesellschaft, aber nicht Gemeinschaft. Gemeinschaft aber entsteht nicht, sondern – so Martin Heidegger – „ist durch die vorgängige Bindung jedes Einzelnen an das, was jeden Einzelnen überhöhend bindet und bestimmt.“ (Heidegger, GA 39, Hölderlin, S. 72). Es ist die Sache, die bindet: jeden an sie und damit uns gegenseitig. Führung heißt demzufolge eben nicht Herrschen, sondern die Sache sehe lassen, aus der wir, weil wir uns ihr unterstellt wissen, Auftrag und Sendung erfahren. Der Führende ist der erste Geführte von und durch die Sache. Aus dieser bezieht die Führungspersönlichkeit ihre Legitimation. Insofern ist Führung in sozialen Kontexten einfacher und zugleich viel schwieriger, weil die Ansprüche aus der Sache deutlicher und das Zurückbleiben hinter ihr durch kein Leitbildgeschwätz und keine Gewinnerrhetorik kaschiert werden können. Zur einer Meisterschaft gehört Erfahrung. Erfahrung garantiert jedoch keineswegs jedes- maliges Gelingen. Ein Meister weiß, anerkennt und lebt, dass er das Gelingen nie erlernen, planen oder machen kann. In dieser Gestimmtheit, die ihn aus der Sache bestimmt, vermag er in seinem Tun einen ‚Raum’ zu öffnen, in dem sich solches Gelingen ereignen und einzustellen vermag. Ein Meister ist nicht zufällig demütig gegenüber seiner Sache. Demut ist unvereinbar mit jeglicher Attitüde herrschaftlichen Verhaltens. Für eine Führungspersönlichkeit hat Führen nichts mit Herrschaft zu tun, sondern mit Autorität. Autorität bekommt man nicht, wenn man sich autoritär aufführt. Autorität kann sich da ausbilden, wo sich er Führende als Erster unter den Anspruch der Sache stellt. Gelassenheit ist neben Demut eine der herausragenden Führungstugenden. Gelassenheit schenkt sich dem, der den Realitäten der Welt standhält und die Vergänglichkeit seines Seins

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